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"Michael Wittmann, der Panzertöter"SS-PK. Ich sah ihn zum ersten Male im Park von Baron in der Normandie. Er lief mit hochgezogenen Schultern durch den Regen, trug eine schwarze Lederweste und blaue, leichte Monteurhosen. Er hatte die Hände in den Taschen, denn es war kühl, und es mochte sein, dass er fror. Zwei Stunden Schlaf auf irgendeinem Feldbett vermochten den Schatten der Erschöpfung und eines schweren Kampfes nicht von ihm zu nehmen, so dass Außergewöhnliche noch in ihm war, jene Nachwirkung einer großen Anstrengung, die er nicht nur körperlich, sondern auch mit Herz und Seele aufgebracht hatte. Vor wenigen Stunden schoss er einundzwanzig englische Panzer ab und vollbrachte eines jener unglaublich anmutenden Stückchen, die wie Zweikämpfe mit dem Schicksal sind und für die das Wort Heldentat eine Gebrauchsformulierung ist. Er stand vor uns, mittelgroß, die Haare von einem blassen Blond, ein Gesicht, das man unaufdringlich nennen möchte und in dem sich Bescheidenheit, Ruhe und Selbstgenügsamkeit ablesen ließen, ein Mann mit einer fast leisen Stimme, mit sparsamen Bewegungen und mit einer viel größeren Lust zuzuhören als zu reden, und wenn er redete, waren seine Worte wohl abgewogen, es schien, als lausche er ihnen nach, um keinen Irrtum zu begehen und um ein Geschehnis oder eine Meinung mit einem Höchstmaß an Sachlichkeit und Wahrheit darzustellen – wir standen vor einem Menschen. Wer von ihm und mit ihm als einen Helden reden wollte, müßte erleben, dass Michael Wittmann ihn ansieht, ruhig und überlegend, mit leichter Verwirrung und dann mit Ablehnung, er würde mit solchen Menschen nichts anzufangen wissen, und schließlich weggehen, weil er das Pathetische nicht liebt, die großen Worte nicht und nicht das Aufheben, das man von ihm macht. Und dies ist nicht seine Bescheidenheit, von der Art, die schon wieder Stolz ist, sondern er weiß durchaus, was er geleistet hat, er kennt den Wert seiner Erfolge, aber er weiß auch, was er aufbieten musste an seelischer Kraft und die Summe der Situationen, die ihn unter dem Schatten des Todes und inmitten großer Anstrengungen stehen ließen, verändern den Menschen, schaffen andere Maßstäbe, es „hängt zuviel daran“, um ein Held nach dem Lesebuch zu sein. Man muss es einmal sagen, dass er und mit ihm alle anderen, von denen manchmal die Schlacht abhängt, von der Natur nicht nervenlos geschaffen, dass sie keine Schlagetots sind, nicht Leute die nur auf dem Kampffeld zu erscheinen brauchen, um zu siegen, dass sie Menschen sind mit Wünschen, Sehnsüchten und Hoffnungen, mit Plänen für die Zukunft, mit durchaus bürgerlicher Liebe zu ihren Kindern und zu ihren Frauen, dass man sich beispielsweise mit Michael Wittmann nicht nur über Panzertypen, sondern auch über gute Bücher unterhalten kann, und dass seine beispiellosen Erfolge nicht der Sieg des Heldischen, sondern der Sieg des Menschlichen sind. Unvergesslich wird mir sein, ihn erzählen zu hören, wie er mit seinem einzelnen Tiger allein in der Deckung eines Waldes steht und den grandiosen Anblick auf ein vorbeiziehendes englisches Panzerregiment hat, Wagen hinter Wagen, sechzig feindliche Panzer im schnellen Marschtempo über eine Straße, von der er knapp zweihundert Meter entfernt ist. Und nicht nur Panzer, sondern auch Schützenpanzer mit einem Bataillon Infanterie. Da stand nun Michael Wittmann. Sollte er den Kampf aufnehmen? Übermacht hatte er nie gescheut, aber dies hier war Selbstmord. Wo hat jemals ein einzelner Panzer gegen ein ganzes Regiment gekämpft? Es würde den Tod bedeuten, das wusste Michael Wittmann. Zu jener Stimmung, die den Kämpferbezirk des Tigerkommandanten Michael Wittmann einschließt, gehört noch die vollkommene Beherrschung aller Mittel des Krieges, die Kaltblütigkeit und die Geistesgegenwart ebenso wie die völlige Vertrautheit mit seinem Panzer und dessen Einrichtungen, ein sechster Sinn im Erspüren einer Lage, der seine Art zu kämpfen eine einzigartige Begabung sein lässt. Sie ist das Ergebnis einer totalen Einstellung aller menschlichen Sinne auf den kriegerischen Vorgang, die sich jenseits des Bewussten vollzieht, die ihn eine Gefahr wittern, eine Situation instinktiv begreifen und jeweils die wirksamsten Mittel richtig einsetzen lässt. Er ist damit einer jenen absoluten kriegerischen Menschen, die über den Beruf des Soldaten hinaus zu Künstlern geworden sind in der geheimnisvollen Summe ihrer Intuition und ihren unabsehbaren Vermögen zur kriegerischen Leistung. Michael Wittmann wurde in Vogelthal bei Beilngries in der Oberpfalz geboren und war später in Ingolstadt ansässig. Als junger Landwirt meldete er sich 1937 bei der Waffen-SS, und von dem Tage an, da er durch das Tor der Wache in den Bezirk der rotziegligen Kasernenstadt in Lichterfelde eintrat, kann man das Leben des Soldaten Michael Wittmann rechnen, den Beginn einer beispiellos tapferen Soldatenlaufbahn. Als der Krieg ausbrach, war er Unterscharführer, rund fünfundzwanzig Jahre alt, ruhig, gewissenhaft, kannte seine Infanteriewaffen im Schlaf und hatte einen großen Wunsch, Panzer fahren zu dürfen. Und nun dauert es wieder eine Weile. Er fährt mit der Leibstandarte bis nach Rostow, er wird zweimal verwundet, hat inzwischen beide Eiserne Kreuze, und sein Wunsch ist immer noch, einmal einen schweren Panzer zu führen. Zu Beginn des Jahres 1943 ist er dann soweit. Er steht als Untersturmführer und Kommandant im Turm eines Tigers. Nun weicht ihm der Krieg nicht mehr aus, nun beginnen die großen Panzerduelle, die eisernen Zweikämpfe, in denen es Wittmann zu hoher Meisterschaft bringt. Als am Tage von Bjelgorod die große Schlacht losging, gelingt es ihm, acht Panzer in die Luft zu jagen. Im zügigen Vormarsch, im Anrollen über Felder, im Eindringen in Dörfer, im ganzen unberechenbaren Panzerkampf zeigt Wittmann, was er kann. Er hebt Batterien aus, erkennt auch die geschicktest getarnten Paknester, überrollt sie, schießt sie nieder, ist vorsichtig, wo er es sein muss, draufgängerisch, wo es sich lohnt, sein hoher Instinkt und das Glück des Tüchtigen lassen ihn ungeschoren durch fünf wüste, branderfüllte Tage fahren. Immer wieder lodern die Panzerfackeln vor ihm auf, und als Michael Wittmann am Abend des fünften Tages sein schweißiges, vom Pulverschleim bedecktes Gesicht abwäscht, weiß er dass hinter ihm dreißig T-34 zu Schrotthaufen zerschlagen, achtundzwanzig sowjetische Pak überrollt und abgeschossen und zwei Batterien vernichtet sind. Im Spätherbst setzt Wittmann seine Erfolge fort. Bei Brussiloff gerät er in eine Panzerbereitstellung der Sowjets, überfällt sie, ist schneller, geschickter und mutiger und jagt aus der Panzerherde der Sowjets zehn in die Luft. Am Nachmittag desselben Tages fallen ihm weitere drei zum Opfer….. Er zählt jeden Panzer, aber die Pak, die er vernichtet, bewertet er gleichsam doppelt. Er hasst die versteckten Nester, diese Unterschlüpfe des Todes, er spürt sie mit besonderer Genugtuung auf und sagt, dass ihm feindliche Panzer nun keine Nervenbelastung mehr sind, dass ihm allein unangenehm die Panzerabwehrgeschütze seien. Die in ihren Verstecken lauern und die soviel schwerer auszumachen seien. Am 6. Dezember des gleichen Jahres kämpft er eine schwere Pakfront nieder. Wieder entscheidet seine Geschicklichkeit diesen harten Kampf für ihn. Mit wuchtigen Feuerschlägen haut er sich durch, durchstößt die Stellungen und steht auf der Nachschubstraße des Feindes wie ein Wolf in einer Schafherde. Er setzt seine Feuerzeichen auf die Straße, zerschrottet lange Fahrzeugreihen und stiftet eine heillose Verwirrung unter den Sowjets an. Michael Wittmann ist nun ein alter Panzerkämpfer geworden. Sein Instinkt, seine Nase, wie man sagt, verrät ihm, wo etwas los ist. Man sagt, dass er in der Nacht so gut sehen könne wie am Tage, und man erzählt, dass er nachts seine Ziele selbst anrichtet, bis eine ferne Feuersäule auch den anderen unzweideutig sagt, dass dort ein Panzer gestanden haben muss. Die Sowjets trommelten auf seinen Panzer, Paktreffer schienen das Eisen des Tigers aufzusägen. Es hat Augenblicke gegeben, die ihm nichts an Gefahr, Härte und Drohungen erspart haben. Aber als Obersturmführer Wittmann nach seinem 117. Panzerabschuß den Kriegsschauplatz wechselte und gegen die Engländer und Amerikaner im Westen antrat, erschien mit ihm der erfolgreichste, härteste und erfahrenste Panzerkommandant auf dem Schlachtfeld, und was das hieß, sollten die Engländer sehr bald erfahren: Michael Wittmann fuhr gegen das englische Panzerregiment des Obersten Payne, schoß aus ihm einundzwanzig Panzer heraus und war wie der leibhaftige Tod über sie hereingebrochen. Der Oberst Payne berichtete, dass er die fürchterlichsten Minuten seines Lebens auf jener Straße vor V. zugebracht habe, als Wittmanns Tiger zur Alleinfahrt gegen sechzig Engländer antrat. Wollen wir diese unglaublich anmutende Fahrt und den beispiellosen Erfolg nicht leicht oder für selbstverständlich nehmen. Es verbirgt sich eine Unsumme von schweren Erlebnissen dahinter, ein hoher Aufwand von seelischer Kraft und eine leidenschaftliche Überzeugung von der Gerechtigkeit unseres kämpferischen Auftrags. Der Führer verlieh Michael Wittmann nach seinem 138. Abschuss die Schwerter und zeichnete damit einen Mann aus, den seine Feinde fürchten, seine Freunde und Kameraden lieben und den das deutsche Volk als einen seiner besten Soldaten kennt. SS-Kriegsberichter Herbert Reinecker |
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